Inhalt

Weeze blüht auf!

Weeze blüht auf

Mehr als „nur“ Artenvielfalt!

Spätestens seit dem Erscheinen verschiedener wissenschaftlicher Studien, die auf einen alarmierenden Artenschwund insbesondere unter den Insekten hinweisen, sind Begriffe wie „bienenfreundlich“ oder „insektenfreundlich“ in aller Munde. In unserer Umgebung tummeln sich heute etwa ein Drittel weniger Insektenarten als noch vor einem Jahrzehnt.

Es gibt weniger Insekten – wen kümmert's? Für die Gartenparty ist es doch erstmal angenehm, wenn weniger Insekten herumflattern und –krabbeln. Insekten haftet heute oft ein negatives Image an. Wespen und Mücken stechen, Blattläuse besiedeln die neue Edelrose, Ameisen bevölkern Pflasterritzen, Raupen fressen den Salat… Dennoch: Bienen, Wespen, Käfer, Motten & Co. sind das Fundament eines gesunden Ökosystems.

  • Insekten bilden mit ihrer Biomasse eine wichtige Grundlage in der ökologischen Nahrungspyramide (siehe folgende Abbildung). Sie sind die Hauptnahrungsquelle für viele Wildtiere.
  • Etwa 80 Prozent aller Wildpflanzen werden von Insekten bestäubt und etwa ein Drittel unserer Nahrungsmittel, z. B. Obstgehölze.
  • Nicht zuletzt bilden sie eine Art Hygienepolizei in der Natur, indem sie totes Pflanzenmaterial, Kot und Aas entsorgen.

Nahrungspyramide

Doch es geht um mehr als „nur“ Insekten. Die biologische Vielfalt (Biodiversität) umfasst nicht nur die Artenvielfalt. Tatsächlich hat sie drei Dimensionen:

  • Artenvielfalt

bezeichnet in der Biologie die Anzahl biologischer Arten innerhalb eines bestimmten Lebensraumes oder eines geographisch begrenzten Gebietes.

  • Genetische Vielfalt

Die genetische Variabilität innerhalb einer Art erlaubt es dieser, sich an verändernde Umweltbedingungen wie z.B. die Klimaveränderung anzupassen. Sie bildet deshalb die «Versicherung» für den Fortbestand einer Population.

  • Vielfalt der Lebensräume

Vielfältige Landschaften zeigen eine große Fülle an unterschiedlichen Lebensräumen. Die Organismen in den verschiedenen Lebensräumen stehen in Kontakt miteinander, sie fressen, jagen und profitieren voneinander. Die Bestäubungsleistung von Insekten, die Fruchtbarkeit des Bodens oder auch die Schönheit einer wilden Landschaft werden Ökosystemleistungen genannt: Sie tragen zum Wohlergehen der Menschen bei.

Will man die Biodiversität fördern, braucht man also vielfältige Lebensräume, die sich auch noch je nach Region unterscheiden und genetisch an die jeweiligen Bedingungen angepasste Tiere und Pflanzen beheimatet. Also müssen wir auch arten- und strukturreiche (Kultur)Landschaften pflegen und dafür sorgen, dass sich regionale Eigenheiten bewahren bzw. weiterentwickeln.

Die biologische Vielfalt (Biodiversität) umfasst nicht nur die Artenvielfalt

§ 1 Bundesnaturschutzgesetz

Natur und Landschaft sind auf Grund ihres eigenen Wertes und als Grundlage für Leben und Gesundheit des Menschen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen im besiedelten und unbesiedelten Bereich nach Maßgabe der nachfolgenden Absätze so zu schützen, dass

  1. die biologische Vielfalt,
  2. die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts einschließlich der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter sowie die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft auf Dauer gesichert sind.

Handlungsfelder in der Gemeinde Weeze

Kommunen für biologische Vielfalt

Seit September 2020 ist die Gemeinde Weeze Mitglied im Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“.

Auszug aus der gemeinsamen Deklaration des Bündnisses:

„Städten und Gemeinden kommt eine wichtige Bedeutung als Akteure zu, da sie die politische Ebene repräsentieren, die den Menschen am nächsten steht. Sie spielen angesichts ihrer umfassenden Aufgaben in Planung, Verwaltung und Politik und der damit verbundenen Entscheidung über den Umgang mit Natur und Landschaft vor Ort eine wichtige Rolle beim Erhalt der biologischen Vielfalt und haben die Möglichkeit, das öffentliche Bewusstsein zur Bedeutung der biologischen Vielfalt zu stärken. Darüber hinaus führen Aktivitäten auf kommunaler Ebene zu konkreten Ergebnissen, die anderen Akteuren als Vorbild dienen und wichtige Impulse an höhere politische Ebenen senden können.“

Nähere Informationen zum Bündnis und dessen Aktivitäten sind unter https://www.kommbio.de/home/ einzusehen.

Im Rahmen der Initiative „Weeze blüht auf!“ geht die Gemeinde Weeze grundlegende Schritte, die zum Schutz der Insektenvielfalt und damit insgesamt der natürlichen Artenvielfalt beitragen. Der Verzicht auf chemische Pestizide und die Anlage von heimischen Blühflächen bilden hier nur den Einstieg.

Darüber hinaus ist auf allen Ebenen vom einzelnen Bürger bis hin zu Vereinen, Firmen und Institutionen sowie in allen Größenordnungen vom privaten Balkon bis hin zu öffentlichen Grünflächen, gewerblichen Freiflächen und der den Ort umgebenden Kulturlandschaft Einsatz gefragt.

In die Projekte, Veranstaltungen und Informationsangebote zur Förderung der natürlichen Artenvielfalt sind oder werden auf freiwilliger Basis eingebunden: engagierte Privatpersonen oder Personengruppen, Schulen und Kindergärten, Vereine (insbesondere Imkerverein), der Tierpark Weeze, die Weezer und Wember Landwirtschaft, Gewerbebetriebe und alle weiteren Interessenten.

Beispielhafte Projekte sind etwa

  • Die extensivere Pflege öffentlicher Flächen unter Verzicht auf Pestizide. Bei Gehölzschnittarbeiten ggf. das Belassen von Totholz im Bestand.
  • Die Anlage naturnaher Grünflächen mit heimischen Pflanzen und ökologisch wertvollen Strukturen wie Totholz, Brachestreifen, Offenboden, Steinhaufen, Obstgehölzen etc.
  • Die Umsetzung spezieller Artenhilfsmaßnahmen, z. B. der Fledermausturm am Tierpark, die Aufhängung von Nisthilfen für diverse Arten, der Schutz feldbrütender Vögel in Zusammenarbeit mit den Landwirten etc.
  • Die Beratung privater Gartenbesitzer in Sinne einer insekten- und klimafreundlichen Gartengestaltung oder weiterer Artenhilfsmaßnahmen auf privatem Grund (z. B. Nisthilfen für Vögel, Fledermäuse, Igelschutz).
  • Die Förderung mehrjähriger Blühstreifen in der Feldflur in Zusammenarbeit mit der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft und den Landwirten.
  • Die Zusammenarbeit mit Gewerbebetrieben und deren Beratung mit dem Ziel der Anlage ökologisch wertvoller Räume auf Firmengeländen (z. B. Brachen, Blühwiesen oder Blütensäume).
  • Umfassende Öffentlichkeitsarbeit z. B. in Projekten mit Kindergärten und Schulen, Themenveranstaltungen, Vorträge und Führungen, Erstellung und Verteilung von Informationsmaterialien, individuelle Beratung etc.

Zusammenfassend wollen wir gemeinsam nicht nur eine bunt blühende, sondern eine in allen Aspekten lebendige und regionaltypische Gemeinde fördern.

Jeder kann dabei im Rahmen seiner persönlichen Möglichkeiten und Interessen einen wertvollen Beitrag leisten.

Kontaktdaten

Ansprechpartner
van de Flierdt, Melanie
Telefon
0 28 37 / 910-173

Linkliste

Downloadbereich